Viele Menschen mit Rheuma haben Bedenken, sich sportlich zu betätigen, und bleiben lieber auf der Couch sitzen. Wer kann es ihnen verübeln – schließlich schmerzen Knochen und Gelenke oft schon bei leichter Bewegung. Trotzdem ist Bewegung sinnvoll und kann die Rheumatherapie sogar unterstützen. Wir erklären, welcher Sport bei Rheuma infrage kommt und was es zu beachten gilt.
Sport ist für Rheumatiker, die medikamentös gut eingestellt seien, überhaupt kein Problem, betont die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh). Die früher weit verbreitete Annahme, dass sich Rheumapatienten grundsätzlich wenig bewegen sollten, ist somit falsch.
Sport beeinflusst Rheuma positiv
Studien belegen, dass Sport nicht nur die körperliche Fitness verbessert und damit Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugt. Auch auf den Verlauf der rheumatischen Erkrankung selbst kann regelmäßige Aktivität einen positiven Einfluss haben und Beschwerden mildern.
Es gibt Hinweise darauf, dass die Anzahl und Dauer der Klinikaufenthalte von Rheumapatienten zurückgehen, wenn sie regelmäßig Sport treiben. Das Risiko, einen rheumatischen Schub zu erleiden, kann durch Sport ebenfalls gesenkt werden.
Die positive Auswirkung von Sport hat mehrere Gründe:
- Er kann rheumatisch bedingte Schmerzen zum Beispiel lindern, weil er Schonhaltungen vorbeugt. Denn wer Angst hat, schmerzende Muskeln und Gelenke zu belasten, verfällt häufig in eine falsche Körperhaltung, welche wiederum zu noch stärkeren schmerzhaften Verspannungen und einseitiger Belastung führen kann.
- Die Bewegung sorgt dafür, dass die Gelenke gut durchblutet werden, was deren Funktionsfähigkeit aufrechterhalten und Versteifungen verhindern kann. Die Bewegungsfreiheit kann sich unter Umständen sogar wieder vergrößern, was Betroffenen ein Stück Lebensqualität zurückgibt.
- Regelmäßiges Training stärkt die Muskeln und fördert dadurch die Stabilität des Körpers.
- Sport kann Übergewicht reduzieren, was die Gelenke zusätzlich entlastet.
- Bewegung regt den Kreislauf an und kann dadurch gegen rheumatisch bedingte Abgeschlagenheit helfen.

Rheumatiker leiden häufig an schmerzenden und versteiften Gelenken. (c) javiindy/Fotolia
Sport bei Rheuma: Bevor es losgehen kann
Auch wenn Sport bei Rheuma in der Regel gesund ist, gibt es ein paar Dinge zu beachten. Bevor Betroffene mit der sportlichen Aktivität beginnen, sollten sie sich von einem Fachmediziner (Rheumatologe, Sportmediziner) untersuchen lassen. Dabei wird der allgemeine Fitnesszustand überprüft und festgelegt, welche Bewegungsformen überhaupt infrage kommen. Gerade bei Personen, die bisher nur wenig Sport getrieben haben, sollte es eine Sportart sein, die den Körper nur wenig belastet und nicht zu sehr fordert. Besser ist es, das sportliche Training beginnt leicht, sodass sich Muskeln und Gelenke daran gewöhnen können. Denken Sie daran: Beim Rheumasport zählt der Gesundheitsaspekt und weniger der Wettkampfgeist.
Wer bereits vor einer rheumatischen Erkrankung eine bestimmte Sportart ausgeübt hat, empfindet diese nun womöglich als schmerzhaft. Dennoch muss der Lieblingssport von früher nicht zwangsläufig aufgegeben werden: Oft reicht schon eine kleine Umstellung der Bewegungsmuster, um keine Schmerzen mehr zu verspüren. Professionelle Trainer oder Sportmediziner können hierbei weiterhelfen und sollten die Sporteinheiten am besten begleiten.

Sport in der Gruppe motiviert und macht Spaß. (c) Picture-Factory/Fotolia
Welche Sportarten kommen infrage?
Grundsätzlich gibt es keine Sportart, die Rheumapatienten verboten wäre. Erlaubt ist, was guttut und Spaß macht. Allerdings sollten Sie Skifahren und Ballspiele wie Fußball oder Tennis lieber vermeiden. Die unkontrollierten Drehbewegungen und Stoßbelastungen können die Gelenke sonst zu stark belasten und das Verletzungsrisiko erhöhen. Gut geeignet sind dagegen Ausdauersportarten wie Radfahren, Schwimmen, Laufen, Skilanglauf und Nordic Walking. Wichtig ist, den Sport regelmäßig zu betreiben. Empfehlenswert sind jeweils circa 45 bis 60 Minuten Ausdauertraining zwei- bis dreimal pro Woche.
Zusätzlich sollten Rheumatiker ein- bis zweimal in der Woche ein gemäßigtes Krafttraining ausüben, um die Muskeln zu kräftigen und die Gelenke dadurch zu entlasten. Hier kommen zum Beispiel Wassergymnastik oder ein spezielles Rheuma-Funktionstraining infrage, welches vom Arzt verschrieben werden kann. Auch Übungen mit dem Gymnastikball können förderlich sein, um die Beweglichkeit und Fitness zu verbessern. Eine brasilianische Studie kommt übrigens zu dem Ergebnis, dass besonders Patienten mit Morbus Bechterew von dem Training mit Gymnastikbällen profitieren.
Das sollten Sie noch beachten
Wenn Sie einen akuten rheumatischen Schub verspüren, dann beenden Sie besser die sportliche Aktivität und suchen Sie Ihren Arzt auf. Gegebenenfalls wird Ihnen Krankengymnastik oder Physiotherapie verordnet, um Ihren Körper auf behutsame Weise beweglich zu halten. Denn: Auch wenn ein Gelenk geschwollen ist, sollte es weiterhin bewegt werden, damit es ausreichend durchblutet wird. Ist der Schub vorüber, sollten Sie Ihren Fitnesszustand erneut vom Arzt checken lassen und gemeinsam besprechen, wie ihr künftiges Training daran angepasst werden kann.
Generell ist eine regelmäßige sportmedizinische Untersuchung ratsam, da dadurch das Training fortlaufend an den aktuellen Gesundheitszustand des Patienten angepasst werden kann. Rheumapatienten sollten außerdem bedenken, dass Sport eine medizinische Therapie unterstützen, aber nicht ersetzen kann.